
Liebe Freund*innen der gepflegten Theaterkonsumation
In Zeiten, in denen die Deep-Fake-Chat-GPT-Kloake aus allen Poren in unser Leben vordringt und nicht nur den Verstand der Menschen besudelt, sondern mit ihren, von irgendwelchen Computer-Nerds vorprogrammierten, stereotypen Bilitis-Weichzeichner-Softpornokitsch-80er-Jahre-Sonnenuntergangsplakat-Style-Gestaltungs-Paletten auch unsere Kreativität und Kunst zu kapern versuchen, resp. als KI-Ghostwriter-Bots zum Schreiben von Konzepten, Liebesbriefen und Hasskommentaren benützt werden… Ja, in diesen Zeiten gibt es doch eigentlich nichts schöneres, als sich mit echten Menschen an echten Ort zu treffen und echten Menschen beim Verspielen unserer Steuergelder zuzuschauen, um danach an einer echten Bar ein echtes Bier zu trinken – vor allem wenn an dieser Bar seit diesem Sommer das neue Leitungsteam des Fabriktheaters anzutreffen ist!
Das ist denn vielleicht auch eine der wenigen guten Nachrichten, die es derzeit zu verkünden gibt: Seit dem 1. September 2025 stellen Corinne O’Toole, Sabina Winkler und Michel Schröder zusammen mit Produktionsleiter Lukas Piccolin die neue künstlerische Leitung des Fabriktheaters.
Pröschtli mitenand!

Komisch wa? Weil vor nicht allzu langer Zeit hatte es noch den Anschein gemacht, als würde sich im Fabriktheater nie etwas ändern. Als würde auf ewig ein und dieselbe Belegschaft am Ruder bleiben. Kein Wunder. Immerhin bestand das alte Team seit 2011 und hat in dieser Zeit 1½ Zürcher Kulturchefs, 4 Leiter*innen der Tanz- und Theaterförderung, ein bis zwei Dutzend Zürcher Theater- und Festivalleiter*innen und Intendant*innen, einen Fördersystemwechsel, einen Brand, eine Pandemie, eine Finanzkrise, eine Betriebsstrukturreform, etliche hundert mehrstündige basisdemokratische Grundsatzdiskussionen, rund 20 Vorstände und vier Kulturleitbilder der Stadt Zürich überlebt. „Eigentlich wollten wir auch die Stadtpräsidentin noch schaffen“, hiess es neulich, „aber sie hat uns erfolgreich ausgesessen“.
Wie auch immer: in den vergangenen Jahren wurde das Team dann doch scheibchenweise von der Vergänglichkeit eingeholt, resp. vom Amtsschimmel: Michael Rüegg hat sich 2023 Richtung Stadthaus abgeseilt, wo er seither das Ressort Tanz- und Theaterförderung der Stadt Zürich leitet. Silvie von Kaenel sucht ihr Glück seit Januar 2025 als Leiterin der Tanz- und Theaterförderung beider Basel in Liestal. Und Katharina Germo (von 2023 bis 2025 in der Theaterleitung) übernimmt zusammen mit Juliane Hahn die künstlerische Leitung des Kunstfest in Weimar und hat das Fabriktheater deshalb auf Ende Juli 2025 verlassen. Lediglich Michel Schröder hat den Absprung nicht mehr rechtzeitig hingekriegt, ist aber recht zuversichtlich, dass er es vor der Rente vielleicht doch noch schaffen wird.
Wir wünschen auf diesem Weg unseren Vor- und Mitstreiter*innen alles erdenkliche Liebe und Gute!
So, und was steht an? Ein Herbst, der wieder mal beweist, dass Vielfalt beheimaten zu können nichts mit der Grösse eines Theaters zu tun hat. Bei uns ist das in den kommenden Monaten: „Overprotected – das Britney Spears Projekt“ von Theater HORA, Lea Whitcher & Stephan Stock, „Verschwommener Mond. Trauma und Demokratie“ von Zarina Tadjibaeva und Julia Skof, „Puzzi – die erste Zürcher Puzzlemesse“ von Denise Wintsch, „Levitikus“ von Freie Oper Zürich und „Hotel Insomnia“ von Les Mémoires d’Helène“.
Stay tuned!
Corinne O’Toole, Sabina Winkler, Michel Schröder, Lukas Piccolin und Janika Imwinkelried
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PS: Menschen mit einem N - (abgewiesen oder noch im Asylverfahren), F - (vorläufig aufgenommen) oder S (Schutzbedürftige) - Ausweis haben freien Eintritt zu allen Veranstaltungen. Reserviere deine Karten vorab per E-Mail oder komme direkt an der Abendkasse vorbei. Ganz herzlich willkommen im Fabriktheater!
PS: People with the permit N (abgewiesen oder noch im Asylverfahren), F (vorläufig aufgenommen) or S (Schutzbedürftige) have free entry to all events. You can book your tickets in advance by e-mail or get your ticket directly at box office before the show. A very warm welcome to the Fabriktheater!