
Liebe Menschen
Wir gelten ja nicht unbedingt als auf den Mund gefallen, wenn es darum geht, unsere Meinung in die Welt hinauszuplärren. Zumindest hier in unseren Editorials, wo uns niemand reinreden kann, was wir kundtun dürfen, sollen, oder müssen – resp. was eben nicht. Zugegebenermassen ist aber auch unsere Reichweite einfach nicht gross genug, als dass das wirklich jemanden nachhaltig enervieren würde, was wir hier von uns geben, resp. haben wir keine Ahnung, ob das hier überhaupt wer liest, oder ob all unsere Mühe nicht eh einfach für den Papierkorb ist, resp. unser Beitrag zur digitalen Müllhalde. Aber das ist generell das Schicksal von Editorials: wer liest sowas überhaupt noch - zumal man‘s nicht mal kommentieren, liken oder haten kann? Und weil das so ist, sind Editorials eigentlich nichts anderes, als zum Selbstzweck verfasste Lobhudeleien, Streicheleinheiten mit erhoffter Aussenwirkung für das eigene, subjektiv ganz grundsätzlich in der Öffentlichkeit viel zu wenig zur Geltung kommende gekränkte Ego.
Und natürlich sind auch wir da keine Ausnahme – also, äh, zumindest, was die erhoffte Aussenwirkung betrifft. Was wir über die Jahre alles mit viel Mühe und Verve abgesondert haben, vermutlich ohne, dass es jemals irgendjemand gelesen hat, damit liessen sich ganze Telefonbücher füllen. (Für Menschen der jüngeren Generation, die jetzt nicht wissen, was das ist: ein Telefonbuch ist nicht der neuste heisse Hybrid-Scheiss, sondern das war mal eine Art Bibel, die früher in jedem Haushalt zu finden war, vollgepresst mit einer maximalen Anzahl Buchstaben und Zahlen, jedoch ohne jede inhaltliche Substanz – also quasi eine Art analoger Vorläufer von Social Media, was die globale Arschlochfraktion aus Politik, Hightec und in deren Windschatten entgleiste hetzerische Egoshooter*innen heute nutzen, um den Äther mit ihrem kranken Scheiss zuzumüllen. Und die Posts auf Social Media wiederum sind nichts anderes, als verindividualisierte Micro-Editorials, die jedoch, der technischen Errungenschaften sei Dank, im Gegensatz zu unserem Geschreibsel, mit messbarer globaler Reichweite und entsprechend weitreichendem Destruktionspotenzial gesegnet sind.)
Aber jetzt sind wir bitzli abgeschweift.
Eigentlich wollten wir sagen: Ey Leute, auch wenn es aktuell den Anschein macht: Nicht alles heute ist deprimierend perspektivlos. Es gibt sie noch, die schönen Dinge! Zum Beispiel prima Produktionen im Fabriktheater diesen Frühling, die sich teils zwar mit Abgründigem auseinandersetzen, aber trotzdem voll die positiven Vibes verströmen. Zum Beispiel Ochsenhunger vom Kollektiv Mäander, Dawn von OH!Darling, oder How to be sad von Willkür&Tochter.
Und was gibt es sonst noch Schönes zu berichten? Ah ja!: Das Fabriktheater hat ein neues Leitungsteam! Am 1. April hat sich Corinne O’Toole mit uns vor die Karre gespannt und ab 1. September wird Sabina Winkler unser Team komplettieren – anstelle von Katharina Germo, die ab Sommer zusammen mit Juliane Hahn neu die künstlerische Leitung des Kunstfest in Weimar verantworten wird. Wir freuen uns schon alle aufeinander und auf die neue Herausforderungen – und natürlich freuen wir uns darauf, Euch auf ein Bier bei uns an der Fabriktheaterbar begrüssen zu können.
Stay tuned! Es lohnt sich!
Corinne O’Toole, Katharina Germo, Michel Schröder, Lukas Piccolin und Lotta Hofmann
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PS: Menschen mit einem N - (abgewiesen oder noch im Asylverfahren), F - (vorläufig aufgenommen) oder S (Schutzbedürftige) - Ausweis haben freien Eintritt zu allen Veranstaltungen. Reserviere deine Karten vorab per E-Mail oder komme direkt an der Abendkasse vorbei. Ganz herzlich willkommen im Fabriktheater!
PS: People with the permit N (abgewiesen oder noch im Asylverfahren), F (vorläufig aufgenommen) or S (Schutzbedürftige) have free entry to all events. You can book your tickets in advance by e-mail or get your ticket directly at box office before the show. A very warm welcome to the Fabriktheater!