«Käse wird billiger» hiess die Losung, mit der ein Spitzel den Abbruch des Landesstreiks am 14. November 1918 dem Nachrichtendienst der Armee übermittelte. Das Ereignis stellt in der Geschichte der Schweiz eine bedeutende Zäsur mit zahlreichen Folgen für die Arbeitsbedingungen, die Sozialpolitik und die politische Einbindung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern dar. Der Streik mobilisierte aber auch die bürgerliche Rechte, die im Landesstreik einen bolschewistischen Umsturzversuch sah und in den folgenden Jahrzehnten mit Bürgerwehren einen Nachrichtendienst aufbaute. Auch heute noch, hundert Jahre später wird von rechtspopulistischen Politikern versucht, den Landesstreik als gewalttätigen Umsturzversuch darzustellen. Gleichzeitig sind Streiks in bisher kaum bestreikten Branchen wie der Dienstleistungs-, Pflege- oder – wie kürzlich durch den sda-Streik deutlich geworden – der Medienbranche nicht mehr undenkbar.
Eine Ausgabe zur Renaissance von Streiks mit Beiträgen von Vania Alleva, Andreas Rieger, Dorothe Zimmermann, Franziska Stier und Mel Kalera.