1968 war ein Jahr weltweiter Proteste. Ausgehend von der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung und dem Protest gegen den Vietnamkrieg der USA rebellierten nahezu zeitgleich weltweit Studierende, Arbeiterinnen und Jugendliche und stellten sich gegen Krieg, Imperialismus, Autorität sowie für Bildung, Gleichstellung und Arbeitsrechte. Die Proteste des Pariser Mai oder der deutschen 68er Bewegung gelten heute als Höhepunkt oppositioneller Macht. Pflastersteine und improvisierte Barrikaden gehörten ebenso dazu wie provokative Parolen. Für den deutschen Studentenführer und Aktivisten Rudi Dutschke waren die die Provokationen «unerlässliche Voraussetzungen für die Öffentlichkeitsarbeit.»
Sie dienten auch der Jugendbewegung in der Schweiz der 80er Jahre dazu, den eigenen Forderungen endlich Gehör zu verschaffen. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Protest verändert, hin zu einer professionelleren Inszenierung. Gleichzeitig hat eine Fetischisierung des Protest-Vokabulars vom bürgerlichen Wohnzimmer bis hinein in die Werbung stattgefunden. Und nicht zuletzt haben auch sich auch rechte Bewegungen das Vokabular angeeignet. 50 Jahre nach der 68er Bewegung sind unsere Autorinnen und Autoren der Frage nachgegangen, wie sich die Ursachen, die Organisation und die Manifestation von Protest entwickelt haben und wie auf die veränderten Bedingungen reagiert werden kann. Mit Beiträgen von Hannes Grassegger, Alexis Waltz, Chris Wilpert, Miklós Klaus Rózsa, Rudi Maier, Nicolai Morawitz und Sophie Steinbeck. Die Ausgabe der Fabrikzeitung erscheint in Koordination der Ausstellung «Protest! Widerstand im Plakat», die ab dem 20. April im Zürcher Museum für Gestaltung zu sehen ist.