Der fachliche Diskurs über Design wird beherrscht von Lobpreisungen der ästhetischen, kommerziellen und zuweilen evolutionären Erfolge von Design. Die Bedeutung des frei beweglichen Daumens für die Entwicklung der menschlichen Intelligenz, der Einfluss grafischer Benutzeroberflächen auf den Siegeszug des Computers oder die allgemeine Wertsteigerung von Produkten durch herausragendes Design verweisen immer wieder auf die Rolle von Design als Faktor für die Verbesserung unserer Lebensumstände.
Dabei gehen bei einer solchen einseitig positiven Darstellung der Bedeutung von Design einige Aspekte vergessen. Wohl in allen Zeiten der Geschichte hat Design immer auch Gewalt ermöglicht und verstärkt; sei es, indem es dabei hilft, Werkzeuge und Mechanismen zu verbessern, die – in Form von einfachen Waffen oder digitaler Malware – zur Ausübung von Gewalt, Kontrolle und Zerstörung eingesetzt werden können oder indem es – in Form von juristischer oder systemischer Gewalt – Strukturen schafft, die unsere Lebensumstände gemäss klaren Vorgaben ermöglichen und abweichendes Verhalten verunmöglichen.
Diese Ausgabe der Fabrikzeitung untersucht vor diesem Hintergrund, wie Gewalt in einer modernen Gesellschaft hinter der glänzenden Oberfläche aussieht und wie sie sich in der modernen Gesellschaft, in der Kunst wie im Alltag manifestiert.