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FZ368 – Grenzen

Seit dem Ende des zweiten Weltkrieges und noch stärker nach dem Fall des eisernen Vorhangs schienen sich Grenzen in zahlreichen kleinen Schritten kontinuierlich abzubauen. Auf den Zusammenbruch der Sowjetunion folgte die deutsche Wiedervereinigung, darauf die Bildung der EU. Parallel dazu nahm die internationale Vernetzung und Mobilität zu – auch digital durch das Internet. Um die Jahrtausendwende kehrte sich der Trend: Die Angriffe auf das World Trade Centre in New York hatten dazu geführt, dass gezielte Abgrenzung wieder ins politische Handlungsrepertoire aufgenommen wurde.

Dennoch trat die Schweiz 2004 dem Schengener Abkommen bei. Der dadurch ermöglichte freie Personenverkehr innerhalb der EU liess die westeuropäische Generation der nach 2000 Geborenen in einer weitgehend offen erlebbaren Welt aufwachsen. Grenzkontrollen durch Beamte, die in Europa noch bis Ende der 1990er Jahre gängig waren, wurden an die EU-Aussengrenzen und damit ausser Sichtweite verschoben. Die Corona-Pandemie hat jüngst zu einer abrupten Senkung der Schlagbäume an den Grenzen geführt.

Doch unabhängig von der Pandemie nimmt die Abgrenzung auch geopolitisch mittel- und langfristig zu. Die Grenzen sind heute vielerorts keine manifesten Linien mehr, sie funktionieren häufig aufgelöst, unsichtbar und flächendeckend über ganze Gebiete. Der unmenschliche Umgang mit Geflüchteten an Europas Aussengrenzen, die Abschottung Nordamerikas gegenüber dem Süden, oder die Isolation in abgeschiedenen Lagern, wie sie etwa Australien praktiziert, liefern dabei eine dystopische Vorschau auf mögliche Strategien wie sie im Zuge kommender Klimamigration bevorstehen könnte. In dieser Ausgabe versuchen wir, das Thema einzugrenzen und verschiedene Facetten sichtbar zu machen.


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